Fibromyalgie - keine Eisenbahnromantik

Klimaanlagen in Zügen sind mit Vorsicht zu genießen. 

Aber der Reihe nach: Ich brauchte ein Rezept von meinem Fibro-Arzt. Er ist Hausarzt und Internist (und zufälligerweise der einzig kompetente Doktor, wenn es um meine Krankheit geht). 
Die Schmerzen sitzen zu tief, als das ich sie mit Yoga oder ein paar dusseligen Übungen wegbekäme. Außerdem sind seit neuestem meine Finger taub (beide Hände | Daumen, Zeige- und Mittelfinger (wahrscheinlich Halswirbel)) und da lass ich mich gerne von meiner wunderbaren Physiotherapeutin quälen (nur so nebenbei: sie ist wirklich großartig!). 

Mein Arzt und ich leben nur leider in verschiedenen Städten (über 70km Entfernung) und da ich kein Auto besitze, bin ich Stammkunde diverser Zugunternehmen. Generell ist die Strecke angenehm: wenig Fahrgäste, die Dauer der Fahrt ist okay (1:30h) und das Boardpersonal relativ entspannt. Aber als Fibro gibt es ein paar Sachen zu beachten ... 

1. Rechne immer damit, das dir alles zu viel wird und halte einen Notfallplan bereit. Ein plötzlicher Anstieg der Fahrgastanzahl - z.B. Touristen, Schulklassen oder Fußballfans - kann dir sämtliche Sinne rauben. So bin ich einmal in einen "Weihnachtsmarkt-Zug" gestiegen inkl. Fußballfans - alkoholisiert, dröhnende Stimmen und übel riechend - und hatte innerhalb weniger Minuten Schmerzen im ganzen Körper. Ich dachte mein Schädel würde platzen. 
Ich gestehe: kaum das ich aus dem Zug gestiegen war, habe ich ihnen gewünscht, sie mögen später an ihrem eigenen Erbrochenem ersticken. Das ist böse und ich sollte so etwas weder denken, noch wünschen. Aber so war es. Alles tat weh, Tränen liefen mir unkontrolliert übers Gesicht und ich klammerte mich an meiner Wut fest, denn sie war das Einzige, was mich noch antrieb. 

2. Denke an die Klimaanlagen und gehe davon aust, das sie nicht vernünftig eingestellt sind. Erst heute hatte ich das Vergnügen mit einer, die mir - während ich las - langsam den Arm auskühlte. Jetzt mögen manche denken: setz dich halt woanders hin. - Hab ich tatsächlich auch gemacht. Aber als Fibro hast du noch lange im Nachhinein etwas davon ... Ich empfehle also den Zwiebellook. Ich gehe z.B. nie ohne Cardigan/Strickjacke weg.

3. Man sollte ja generell genug trinken. Sobald man Medikamente nimmt, sogar noch etwas mehr, um das ganze Zeug auch wieder auszuspülen. Da kann man nur heil froh sein, wenn die Boardtoilette einigermaßen sauber ist - hab lieber immer Taschentücher dabei ... 

4. Ablenkung. Die brauche ich jedenfalls. Entweder ist es ein gutes Buch oder ein mp3 Player oder sogar beides (natürlich keine 1000-seitigen Enzyklopädien). Wenn ich allein unterwegs bin, habe ich immer Musik dabei - nicht immer um der Musik Willen, sondern um meine Mitmenschen ausblenden zu können (im Fall des "Weihnachtsmarkt-Zuges" hatte das leider nur wenig Erfolg). 

5. ist eigentlich wie 4. Hab etwas dabei, was dir Linderung verschaffen kann: Medis, Schoki, Unterhaltung, eine nette Begleitung ... 

Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber Menschengruppen sind oft schon nach kurzer Zeit zu viel für mich - umso schöner, wenn man eine entspannte Reise zum Arzt genießen kann. 
Übrigens - das Rezept für die Krankengymnastik hab ich erhalten :)

Von Herzen, 
Cora

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